Samstag, 1. Februar 2014

“Fehleranfällig und kostspielig”: SBB will Passagiere wegrationalisieren

Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB will endlich den grössten Unsicherheitsfaktor im Bahnverkehr loswerden: mit dem nächsten Fahrplanwechsel will sie sich komplett von den teuren und fehleranfälligen Passagieren trennen.

Der Chef der SBB, Andreas Meyer, will endlich schaffen, was all seinen Vorgängern nicht gelungen ist, und sich vollständig von den Fahrkunden lösen. Das sagte Meyer in einem Interview mit dem „BUND“.
Die Passagiere seien der mit Abstand grösste Unsicherheitsfaktor der SBB, sagte Meyer. “Sie kommen zu spät zum Gleis, weil sie sich noch etwas zu essen kaufen, behindern damit die pünktliche Abfahrt des Zuges, versauen die Sitze mit Kaffee voll, bringen Schmutz und Unrat in die Gänge und auf die Sitze – all das kostet jedes Jahr Milliarden!”

Der grösste Teil der Verspätungen gehe auf das Konto von unzuverlässigen Passagieren. Auch die Departementschefin und zuständig für die SBB, Doris Leuthard hat in einem Gespräch mit Meyer und der Konzernführung gefordert, den überteuerten Faktor Passagier endlich aufs Abstellgleis zu stellen. Im Zuge der noch immer geplanten Bahnreformen sei dies der wichtigste Schritt, um sich profitabel aufzustellen, heisst es aus Leuthard's Departement.
Bereits Meyer's Vorgänger Benedikt Weibel hat seinerzeit versucht, die Passagiere loszuwerden – mit nur mässigem Erfolg. Leuthard setzte auf Abschreckung und erhöhte in immer kürzeren Abständen die Ticketpreise und verringerte die Taktzeiten viel befahrener Strecken; ohne, dass diese Massnahmen zu einem nennenswerten Rückgang der Passagiere führte.
Meyer will es nun radikaler angehen. In den kommenden Wochen werden zunächst Pendler und Vielfahrer die Kündigung erhalten, die zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember 2014 wirksam wird. Schüler sollen noch schneller aus den Zügen verschwinden, besonders sie halten vielfach den Betrieb auf und verursachen damit hohe Kosten.

Was aus den dann vielen arbeitslosen Passagieren werden soll, ist noch unklar. “In einer rationalisierten Welt sind sie ohnehin schon heute ein Relikt aus längst vergangenen Tagen,” heisst es herzlos aus der SBB-Zentrale. Wahrscheinlich werden sich regionale Auffanggesellschaften gründen, die die Passagiere zu günstigeren Konditionen aufnehmen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen